Wir segnen uns häufig, ohne dass wir es wissen. Wir tun es jeden Tag Dutzende Male. Segnen heisst grundsätzlich jemandem Gutes Wünschen. Wir wünschen einen guten Morgen, einen guten Tag, einen schönen Abend, viel Vergnügen, viel Kraft, gute Besserung, viel Glück… Etwas Alltägliches. Die Gewöhnung durch den Alltag verwischt die Wichtigkeit dieser Segenshandlungen. Aber genau dieses Alltägliche zeigt auch seine Bedeutung. Wenn wir etwas täglich tun, freiwillig, muss es ausserordentliche Wichtigkeit haben. Oft verkommt der Wunsch zwar zur Floskel, zur Anstandspflicht. Dennoch sprechen wir uns immer wieder Segen zu.
Segen ist das, was dir gut tut. Segen ist das, was dich ganz und gar Mensch werden lässt. Im und aus dem Segen wächst du zu deiner Ganzheit.
Segen ist aber nicht nur etwas, das wir einander zu wünschen. Segen kommt uns in erster Linie aus der Welt entgegen. Wir sind eigentlich eingebettet in eine Struktur des Segens. Wir sind umgeben von einer Segensdynamik, die unser Leben ermöglicht. Nur nehmen wir sie nicht deutlich wahr, weil sei eben alltäglich ist.
Dieser Segen zeigt sich zum Beispiel in einer unglaublichen Sinnhaftigkeit unseres Lebens. Als Beispiel möge ein kleines Detail aus der Natur dienen. Du schneidest dir in den Finger, es tut weh und blutet, aber nach einer Woche ist der Schnitt verheilt. Einfach so. Genial!
Wir sind umgeben und getragen von Segen! Dass Getreide und Gemüse wächst, dass es Kühe und Hühner gibt und Regenwürmer, Seen und Berge, Gletscher und Flüsse, das Meer und seine Weite, Blumen, Bäume, Wein, Geschicklichkeit, Intelligenz, Erfindungen, Sprache, Mond und Sterne, Genuss und Freude gibt, ist alles Segen. Sogar in Leid und Trauer steckt Segen. Wir sind umgeben von Segen, von einer grossartigen Dynamik des Segens. Wir können gar nicht alles Segensreiche aufzählen! Segen ist einfach da, weil er da ist. Ganz simpel. Wir leben vielmehr aus diesem Segen, als wir glauben. Ohne darin verwurzelt zu sein, könnten wir gar nicht leben.
Auch Liebe ist Teil dieses Segens. Es ist Segen, wenn zwei zu einander finden. Es ist der Segensdynamik zu verdanken, dass sie ihr Zusammenfinden vertiefen können. Es ist Segen, dass sie sich so gut kennenlernen können, dass sie einander zu vertrauen beginnen. Es ist Segen dass sie dieses Vertrauen immer mehr vertiefen können.
Segen kommt von aussen auf uns zu, ist in uns drin, ist überall. Wir leben aus Segen. Jetzt könnten wir dem Irrtum verfallen, wir bräuchten uns nicht um Segen zu kümmern. Er ist ja da. Es kommt ja eh gut.
Segen muss wahrgenommen werden! Er gehört bewusst wahrgenommen! Immer und überall!
Die Schönheit einer Blume muss zwischendurch bewusst wahrgenommen werden. Sie erregt unsere Empfindsamkeit und verweistauf Segen. Alle Schönheit und Harmonie ist Segen. Denn sie tut uns unendlich gut und nährt uns. Diese Wohltat gehört wahrgenommen auch wenn sie alltäglich oder gewöhnlich scheint.
Auch das Gute, das einer gelungenen Tat innewohnt, müssen wir wahrnehmen. Denn das Gute schult unsere Gesinnung, gibt uns Orientierung im Handeln. Wir stellen fest, was gut tut und was nicht, was segensreich ist und was nicht. Das hilft uns richtige Entscheidungen zu treffen. Das ist wohltuend, ist also Segen.
Auch Wahrheit erhärteter Fakten oder mathematischer Formeln, gilt es wahrzunehmen, weil sie uns Sicherheit schenkt. Dank der Wahrheit gesicherter Fakten lernen wir die Welt und ihre Dynamik erst richtig kennen und damit umgehen. Wir müssen keine Angst mehr haben vor unberechenbaren Göttern oder dämonischen Wesen. Das ist wohltuend, ist Segen.
Auch in einer Partnerschaft muss immer wieder wahrgenommen werden, welch ein Segen der/die andere für einen ist. So behält er oder sie auch in schweren Zeiten ihre Würde.
Und wir haben auf der anderen Seite dafür zu sorgen, dass wir Segen sind! Das gelingt uns am besten wenn wir nicht Segen sein wollen, sondern einfach uns selbst sind. Absichtslos. Wenn wir ohne etwas zu wollen in Beziehung treten.
Also wenn wir jemandem helfen, weil er um unsere Hilfe bittet. Und nicht helfen um uns beliebt zu machen, um ihm zu zeigen, wie hilfsbereit und nett wir sind, um uns einzuschmeicheln. Oder ehrlich eine Bitte abschlagen, wenn wir ihr nicht entsprechen wollen oder können, und nicht halbherzig ja sagen, um den anderen nicht zu verletzen oder um „die Liebe“ zu beweisen. Das sind Manipulationsversuche, unnötiges Beiwerk und behindern den Segen.
Und vor allem: Niemand anderer ist für dein Glück verantwortlich als du selbst. Erwarte also niemandem, dass er oder sie dich glücklich macht und sei umgekehrt nicht gewillt, jemanden glücklich zu machen. Glück, auch eine Form von Segen, stellt sich ein, wenn man ist, wenn man Segen wirken lässt, und nicht wenn man Segen bewirken will.
Segen ist also eine ziemliche Herausforderung an unsere inneren Kräfte. Er durchbricht unsere Scheinwelten und erfordert unser Vertrauen. Das ist anspruchsvoll.
Segen besteht nicht nur in der materiellen Welt, sondern auch ausserhalb unserer körperlichen, mess- und fühlbaren Welt.
Die Physik kann letztlich nicht unterscheiden, ob wir Materie oder Schwingung sind. Unsere Gegenstände und Körper sind extrem konkretisierte Schwingungen, und es gibt weitere mehr oder weniger materialisierte Schwingungen im ganzen Universum. Je nachdem wie konkret sie geworden sind, erhalten sie Persönlichkeit. Solche personifizierten Schwingungen begleiten uns, warnen uns, führen uns, vermitteln uns Ahnungen, machen uns Fähigkeiten bewusst. Das sind Segenskräfte, die uns halten, leiten und nähren. Mit unseren üblichen Sinnen können wir diese Kräfte nicht messen. Aber wir können davon ausgehen, dass wir von solchen Segenskräften geführt werden, wenn uns etwas gelingt oder misslingt. Es hat alles seinen Segenssinn. Gelingen kann heissen: Mach weiter so! Misslingen kann heissen: Konzentriere deine Kräfte! oder vielleicht auch: Suche einen anderen Weg!
Die Segenskräfte öffnen unsere Gesinnung für den Segen der Schönheit und Harmonie, für den Segen des Guten und für den Segen des Wahren.
Dem Segen bleibst du nichts schuldig. Er ist geduldig. Er umfasst dich auf deinem Weg, überfordert dich nie. Er sagt ja zu jedem deiner Versuche, ist einfach da…
Am besten kann er seine Wirkung entfalten, wenn du bewusst und nüchtern wahrnimmst, wie er allem innewohnt.
Autor: Thomas Joller